Unsere Alumni - Eric Wallis

Eric Wallis

Dieses Mal gewährt uns Eric Wallis Einblicke in seine berufliche Tätigkeit. Er leitet das RAA Regionalzentrum für demokratische Kultur im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Nach einer Banklehre studierte Eric das, was ihn schon immer am meisten interessiert hat: Politische Kommunikation. Das gab es aber damals so nicht, darum hat er sich das mit einem Magisterstudium selbst zusammengebastelt. Von 2003 bis 2009 studierte Eric so die Fächerkombination Germanistik, Psychologie und Kommunikationswissenschaft.

Wo arbeitest Du zurzeit und was sind dort Deine Aufgaben?

Ich leite das RAA Regionalzentrum für demokratische Kultur im Landkreis Vorpommern-Greifswald. Mein Team in Anklam besteht aus fünf Personen. Wir beraten zum Beispiel Bürger, die eine Initiative gründen wollen oder Verwaltung, Schulen und Unternehmen zum Thema Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Das nennt sich Gemeinwesenberatung. Wir vernetzen relevante Akteure im Themenfeld. Momentan beraten wir den Landkreis bei der Erstellung eines Integrationskonzeptes, weil auch in Vorpommern-Greifswald mittlerweile 3.500 Flüchtlinge angekommen sind. Da haben sich bisher 16 Arbeitsgemeinschaften gegründet, wo Ehrenamtliche, Vereine und Verwaltung zusammen nach Lösungen für die Integration suchen. Denn man darf nicht vergessen: Je besser die Integration von MigrantInnen läuft, umso weniger Chancen haben Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Bei uns arbeiten auch zwei Demokratiepädagoginnen, die LehrerInnen fortbilden, wenn es darum geht, wie man Kinder zum demokratischen Miteinander erziehen kann, zum Beispiel mit Hilfe der Etablierung von Klassenräten. Hier lernt die Klasse Verantwortung für eigene Bedürfnisse zu übernehmen und sich für die Erreichung von bestimmten Zielen in Arbeitsgruppen aufzuteilen und Aufgaben zu übernehmen. Genauso funktioniert auch unsere Gesellschaft. Wen was drückt, der kann sich engagieren. Vor allem im ländlichen Raum hat die NDP Fuß gefasst, um die Leute mit Vorurteilen zu ködern. Die sagen den Menschen dann, dass „die da oben“, „die Ausländer“ oder sonstwer für ihre Misere verantwortlich ist. Grundsätzlich kann aber heute jeder etwas bewirken und wir helfen Menschen, die nicht nur klagen wollen, sondern die was tun möchten, das zu ermöglichen.

Darüber hinaus berate ich freiberuflich non-governmental Organisations (NGOs) und Politik bei Kampagnenkonzepten und deren Umsetzung. Ich habe mit meiner Dissertation ein Kampagnenmodell entwickelt, das gezielt auf der Analyse der Kampagnensprache aufbaut und da gibt es mehr und mehr Bedarf.

Was war Deine erste Stelle nach dem Abschluss des Studiums?

Ich habe bei Greenpeace Nordic in Stockholm und später in Kopenhagen und dann in Hamburg bei Greenpeace Deutschland gearbeitet. Ich habe Campaigning mit Ehrenamtlichen gemacht zum Beispiel für die Überfischungskampagne. Wir haben offizielle Schutzgebiete, die jedoch als solche nicht respektiert wurden, unbefischbar gemacht, indem wir Steinbrocken versenkt haben. Die Schleppnetzfischerei ist nach wie vor ein großes Problem und wer an der Küste lebt weiß, wie sich die Bestände dezimiert haben. Später habe ich in der Braunkohlekampagne gearbeitet, sowie nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko in der Ölkampagne. Der Job war toll und von viel Verantwortung und Freiheit geprägt, außerdem lassen sich in der Tat Dinge bewegen: Drei Dinge, die ich sehr schätze.

Welche Stationen/Erfahrungen/Lehrveranstaltungen haben Deiner Meinung nach maßgeblich dazu beigetragen, dass Du heute da bist, wo Du bist?

Wichtig ist es, sich gegen bestimmte Dinge zu entscheiden. Nach meiner Banklehre habe ich mich gegen den sicheren Job und für das Studium entschieden. Die beste Entscheidung meines Lebens. In der Bank habe ich viel Betriebliches gelernt und konnte mich daher im Studium ziemlich gut organisieren, so blieb auch Zeit für Allerlei nebenbei. Das Studium in HGW war ideal und manchmal werde ich etwas wehmütig, wenn ich so durch die Stadt gehe und die ganzen Studies in ihrer grenzenlosen Freiheit sehe. Mich haben vor allem die Vorlesungen von Jürgen Schiewe zur Linguistik und Sprachkritik beeindruckt, der Grund warum ich später auch darüber promoviert habe. Das hat mich bis heute nicht losgelassen. Das und wie wir Menschen über die Sprache unsere Welt und Wirklichkeit verhandeln, das ist faszinierend. Ohne Sprache und Symbole wär alles nichts kann man sagen. Leider ist das den wenigsten bewusst. Nicht vergessen werde ich ebenso die Seminare bei Irene Erfen und Herbert Jaumann und oft hab ich auch – obwohl fachfremd - bei Werner Stegmaier von den Philosophen zugehört.

Was verbindest Du mit dem Studium in Greifswald?

Freiheit, Geldnot, Bier und Freunde.

Welche Gründe sprechen aus Deiner Sicht für ein Studium der KoWi an der Uni Greifswald?

Jetzt soll ich die Qualität der Lehre loben? Ich hab mich damals für HGW entschieden, weil die Uni klein ist und die Stadt am Wasser lag (und weil ich mich nicht weiter weggetraut hab), also wegen Freiheit, Geldnot, Bier und Freunden. Studienplatzentscheidungen nach fachlichen Rankings hab ich noch nie verstanden. Für die Qualität meines Studiums hab ich mich immer selbst verantwortlich gefühlt. Und die Freiheit dafür verantwortlich zu sein, die habe ich an der Greifswalder Uni gefunden.